Flipped Classroom ist ein pädagogisches Konzept des integrierten Lernens, bei dem die Lerninhalte vor dem eigentlichen Unterricht individuell von den Studierenden erarbeitet werden. Anwendung, Praxis-Transfer und Klärung von allfälligen Fragen erfolgen im Unterricht. Flipped Classroom kann digital, blended oder analog stattfinden.
Flipped Classroom, Inverted Classroom oder auch umgekehrter Unterricht können synonym verwendet werden.
Flipped Classroom – Definition
Kurz gesagt: Die Hausaufgaben beginnen, bevor der Unterricht beginnt. Die Unterrichtszeiten werden nicht zur Wissensvermittlung, sondern zur Besprechung des behandelten Lernstoffes sowie zur Wissensvertiefung genutzt.
Flipped Classroom gibt mehr Raum für die interaktive Zusammenarbeit zwischen den Lernenden. Neue Inhalte werden nicht im Unterricht vorgestellt, sondern selbständig erarbeitet. Wie intensiv sich die Kursteilnehmerin oder der Kursteilnehmer mit dem Inhalt beschäftigen möchte, ist ihr oder ihm überlassen.
Die Vorteile des umgekehrten Unterrichts
Diese Art von Unterricht bringt viele Vorteile mit sich. So bereiten sich alle Teilnehmenden vor dem effektiven Präsenzunterricht vor, sei dieser online oder physisch. Die Auszubildenden sind somit, zumindest theoretisch, alle auf dem gleichen Stand, wenn sie auf die Lehrperson treffen. Zu Beginn werden die Fragen gestellt, die tatsächlich brennen. Die Studierenden notieren während der Vorbereitung auf den Unterricht, was genau sie daran hindert, den Stoff zu verstehen oder verarbeiten zu können. Gleichzeitig wird die wertvolle Unterrichtszeit, in welcher der Dozent der Klasse zur Verfügung steht, optimal genutzt, um Fragen zu klären. Während den Präsenzlektionen (online oder stationär vor Ort) moderieren die Dozierenden den workshopartigen Ablauf. Die Studierenden haben den Lernstoff bereits bearbeitet. So wird Zeit frei, um Gruppenarbeiten zu lösen und den Praxistransfer zu fördern.
Vorbereitung auf den umgedrehten Unterricht
Wie im realen Ausbildungsalltag kommen auch bei digitalen Settings, vereinzelt Studierende ohne entsprechende Vorbereitung zum Unterricht. Manche Studierende mögen es, wenn der Lerninhalt von den Dozierenden vorbereitet und vorgetragen wird. Das ist eine subjektive Vorliebe. Um im Flipped-Classroom zu unterrichten ist ein didaktisches und methodisches Training für die Dozierenden notwendig. Die Lehrkraft hat die Aufgabe, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, auch für Studierende, die ohne Vorbereitung am Workshop teilnehmen.
Die Methode erfordert von den Studierenden mehr Selbstdisziplin in der Ausbildung. Das individuelle Lernen und Vorbereiten auf die nächste Unterrichtsstunde muss vorab selbständig geschehen. Flipped Classroom macht Sinn, wenn davon ausgegangen werden kann, dass sich die Teilnehmenden auch wirklich vorbereiten. Es hängt daher sehr von der (intrinsischen) Motivation der Studierenden ab. Dann jedoch ist die Zeit beim Präsenztraining für die Teilnehmenden lehrreich und nachhaltig.
Flipped Classroom bedeutet nicht weniger Vorbereitungsaufwand für die Dozierenden, im Gegenteil. Die dozierenden Personen begleiten den Lernprozess aktiv und bereiten Lernaktivitäten für die Lernenden vor.
Methodische Aspekte des Flipped Classroom
Die aktive Begleitung vor und während der Lerninhalte ist ausschlaggebend für den Lernerfolg bei dieser Methode. Es werden begleitende Aufgaben oder Leitfragen gestellt, während sich die Studierenden auf den nächsten Online-Unterricht oder Präsenzunterricht vorbereiten. Die Lehrperson hat somit stets die Übersicht, wo sich die Teilnehmenden thematisch aufhalten.
Elementar bei dieser Methode ist, dass es zu keinen Wiederholungen der Inhalte kommt. Dadurch würde die gesamte Methode in Frage gestellt. Die Lernenden würden sich irgendwann nicht mehr vorgängig mit dem Lerninhalt beschäftigen, denn die Inhalte würden ja nochmal im Unterricht behandelt werden. Selbstverständlich gilt dies nicht für Fragen, die von den Kursteilnehmenden mit in den Unterricht gebracht werden und der Vertiefung und dem besseren Verständnis des Lernstoffes dienen.
Die Möglichkeiten, die sich heute durch virtuelle Lernhilfen und -mittel erschliessen, vereinfachen auch die Anwendung eines Flipped-Classroom-Konzeptes. Lernmaterialien können schnell und einfach digital zur Verfügung zur gestellt werden. Begleitende Aufgaben werden wöchentlich in virtuellen Klassenzimmern gepostet oder per E-Mail verschickt und bei Fragen kann ein digitaler Kommunikationskanal genutzt werden, um diese rasch zu klären. E-Learning- aber auch Blended-Learning-Lehrgänge eignen sich daher hervorragend für die Flipped-Classroom-Methode.
Selbstbestimmtes und flexibles Lernen in der Weiterbildung
Erwachsenenbildung sollte selbstbestimmtes Lernen sein. EducAvanti-Studierende schätzen die Flexibilität, welche die Flipped-Classroom-Methode mit sich bringt. Die Präsenzzeiten verschieben und verkürzen sich, Inhalte werden individuell aufgearbeitet und können dann behandelt werden, wenn es zeitlich in den Berufs- und Familienalltag reinpasst. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer übernehmen so die Kontrolle über das Lernen und bitten die Lehrkräfte, um Klärung offener Fragen im Lernprozess. Auch lenken sie den Unterricht massgeblich selbst, indem sie Fragen stellen zum Stoff oder Wünsche vorbringen, gewisse Themen zu vertiefen.
Flipped Classroom in der E-Learning-Praxis
Bei EducAvanti wird dieser Ansatz ganz bewusst eingesetzt. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden geben uns recht: Die individualisierte Form des Lernens gibt den Teilnehmenden die gewünschte und benötigte Flexibilität. Sie sind selbständig und können in ihrem Tempo die Inhalte erarbeiten. Natürlich gibt es auch Menschen, die nicht gerne in einem virtuellen eLearning-Setting lernen möchten. Auch das ist legitim. Wir klären vorgängig stets mit den Interessenten ab, ob diese Lernform für sie geeignet ist. Oftmals in Form einer Probelektion, in der wir E-Learning und auch die praktizierte Flipped-Classroom-Methode vorstellen.